Musik ohne Stille ist keine Musik mehr, sondern Krach. Stellt man sich ein Orchester vor, bei dem alle Instrumente ohne Pausen spielen würden, wäre es im Kontzertsaal vermutlich nicht auszuhalten. Dieses Scenario ist aber für viele Menschen in der modernen, technisierten Welt Alltag. Keine Stille, niergends, gibt es an den Autobahnen, Flughäfen und Bahnlinien, und das Thema drängt zurecht immer mehr in die Medien.
Links zum Thema Verkehrslärm:
Doch nicht nur in den Städten, und an den Verkehrswegen, wird die Situation immer dramatischer. Lärm und Krach machen sich auch immer mehr in den ländlicchen Regionen breit. Selbst Naherholungs- und Naturschutzgebiete bieten keine Stille mehr.
Geräusche müssen kein Krach sein
Erstaunlich an dem Phänomen von Krach ist, dass nicht alle Geräusche, trotz ähnlicher Lautstärke, als unangenehm empfunden werden. Ein rauschender Gebirgsbach, oder der Wind in den Bäumen, werden nicht als so störend empfunden, wie beipielsweise das Rauschen einer Autobahn.
Auf die Nerven gehen die monotonen und wiederkehrenden Geräusche, wie ein Ventilator, ein tropfender Wasserhan, oder auch ein ständig bellender Hund. Selbst das leise ticken eines Weckers kann einen in den Wahnsinn treiben, und für schlaflose Nächte sorgen.

Das Buch Nur im Weltall ist es wirklich still: Vom Lärm und der Sehnsucht nach Stille von Sieglinde Geisel erzählt von der Geschichte der Geräusche in den letzten 2.000 Jahren, und Ohrenzeugen von Horaz über Lichtenberg, Schopenhauer, Kurt Tucholsky bis John Cage und Hans Magnus Enzensberger kommen zu Wort.
John Cage hat dieses „überall Lärm Dilemma“ mit seinem Stück „Stille“ (4:33) künstlerisch aufgearbeitet, doch das nur am Rande.
Lärm macht Krank
Das Lärm und Krach unangenehm sind, ist eine Sache, doch Studien zum Thema Lärm macht Krank wie folgende:
Der renommierte Bremer Epidemiologe Prof. Eberhard Greiser hat mit Hilfe der Daten von mehr als eine Million Kassenpatienten die Gesundheitsbelastung durch Lärm am Beispiel des Flughafens Köln/Bonn untersucht und dabei Erschreckendes herausgefunden: schon ab 60 Dezibel erhöht sich das Risiko für Herzinfarkte, Leukämie, Brustkrebs oder Schlaganfälle. Die Untersuchung konnte nachweisen, dass in lärmbelasteten Regionen die Verabreichung von Blutdrucksenkern, Herz-Kreislauf-Medikamenten, Beruhigungs- und Schlafmitteln sowie die Verschreibung von Aniti- Depressiva besonders häufig sind. Kein Wunder, denn durch Lärm steht der Körper ständig unter Stress.
zeigen, wo wir mit der fortschreitenden Technisierung und der grenzenlosen Mobilität angekommen sind. Das inzwischen mehr Menschen an den Folgen von Verkehrslärm sterben, als an Verkehrsunfällen selber, mutet fast skurril an.
Mit Ambiente- oder Chillout Musik den Lärm und Krach übertönen
Wer in den eigenen vier Wänden von Lärm und Krach betroffen ist, neigt unter Umständen dazu, sich eine angenehmere Athmosphäre mit Ambiente- oder Chillout Musik zu schaffen. Und vordergründig schafft das auch ersteinmal eine Erleichterung, weil die störenden Geräusche aus dem Brennpunkt des Bewustseins verschwinden.

Doch das ist nicht die Lösung, wie das Buch 0 Dezibel + 0 Dezibel = 3 Dezibel: Einführung in die Grundbegriffe und die quantitative Erfassung des Lärms von Jürgen H. Maue aufzeigt.
Unangenehme Geräusche mit angenehmen Klängen zu vertuschen ist rein akustisch gesehen nicht möglich. Jedes zusätzliche Geräusch erhöht den Lärmpegel, und macht es nur noch schlimmer.
Bloß nicht umdenken
Wirtschaft und Freizeit sind die grössten Lärmquellen. Manche davon sind unumgänglich, wie die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrung und Waren. Motorsport, Hobbyfliegerei und mit dem Auto zur Fahrradtour zu fahren, sind aber absolut verzichtbare Lärmquellen.
Und auch die Wirschaft könnte weit weniger lärmen, als sie es heute macht. Dabei geht es nicht um Industriebetriebe, die wir nun einmal brauche. Gemeint ist der unsinnige Transport und der damit verbundene Verkehrslärm.
Es werden Waren vom Hamburger Hafen Containerweise nach Baden-Württemberg gefahren, um von dort aus in die Zentrallager der Handelsketten in Niedersachsen! gebracht zu werden. Diese Handelsketten verteilen von dort aus diese Waren bundesweit, und somit wieder nach Baden-Württember und Bayern. Und bei Wasser, Bier, Milch und Käse setzt sich dieser „Wahnsinn“ fort.
Und die Antwort von Politik und Wirtschaft ist dann nicht, dieses kranke System zu ändern, sondern es werden Lärmschutzwände gebaut, und Strassen bekommen einen Flüsterbelag, und dabei baut man sie gleich noch breitert. Auch die Fabrik(en) für Lärmschutzwände samt ihrem Transportaufkommen verursacht weiteren Lärm – ein Teufelskreis.
Doch auch der Bürger steht da nicht besonders gut da. Wer am Wochenende mit dem Auto in die ruhige Natur fährt, um endlich einmal Stille zu erleben, muss sich nicht wundern, wenn ein Hobbypilot seine Kreise gerade über diesem Naherholungsgebiet zieht, und das gute Mineralwasser vom anderen Ende der Nation so garnicht schmecken will.
Nur gut, dass der Mensch das intelligenteste aller Lebewesen ist.
Dabei gibt es Lösungen für das Problem: Der digitale Wecker ist das Beispiel, dass moderne Technik die Lebensqualität verbessern kann.
Meinungen erwünscht.